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Informatives aus dem DFG-Journal


Allerorten

 Der Roman „Allerorten“ von Sylvain Prudhomme erzählt von zwei gegensätzlichen Freunden um die 40: Dem Schriftsteller Sacha – dem Ich-Erzähler–, der aus dem lauten Paris in eine stille Kleinstadt in der Provence zieht, und dem „Anhalter“, den er dort zufällig nach vielen Jahren wiedertrifft. „Der Anhalter“ – einen Namen erfährt der Leser nicht – lebt dort mit seiner Frau Marie und seinem allerortenkleinen Sohn Augustín. Immer wieder aber macht er sich ohne Ankündigung für Wochen und sogar Monate als Anhalter auf die Reise durch Frankreich, ohne festes Ziel, immer interessiert an dem Leben und der Persönlichkeit der Autofahrer, die ihn mitnehmen und deren Porträtfotos er sammelt. Dieses zunächst ziellose Reisen quer durch Frankreich führt immer stärker fort von den schnellen Autobahnen und Routes Nationales hin zu kleinen Straßen und in kleine entlegene Ortschaften, die u.a. nach ihren verheißungsvoll klingenden, „sprechenden“ Namen ausgewählt werden. Von dort schickt der Anhalter Postkarten nach Hause. Immer seltener kehrt er in die kleine Stadt in der Provence zurück, sein Wunsch per Anhalter zu reisen und Menschen kennenzulernen, scheint stärker zu sein als die Liebe zu seiner Familie.

Sacha dagegen fühlt sich immer stärker zu Marie und Agustín hingezogen. Während der Anhalter kreuz und quer durch Frankreich reist, kommt Sacha in der stillen Kleinstadt mit ihren Platanen-bestandenen Plätzen und in der Freundschaft zu Marie und ihrem Sohn immer mehr zur Ruhe und zu sich selbst und geht schließlich eine Liebesbeziehung mit Marie ein. Der Roman endet mit einem vom Anhalter organisierten Treffen in einem kleinen Dorf in den Pyrenäen…

Prudhomme erzählt mit dieser Geschichte zweier gegensätzlicher Lebenskonzepte zugleich von Frankreich, den Menschen, Orten und Landschaften und weckt Sehnsucht danach, selbst an diesen Orten zu sein.  (übersetzt von Claudia Kalscheuer)

Monika Hummelt-Wittke

Roman. Unionsverlag 2020, ca.250 Seiten, 22 €.

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