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Aus der DFG


Stimmungsvoller Jacques Brel - Abend der DFG Montabaur

batch B17Die Kulturjournalistin Suzanne Bohn und die Musiker Jacques Ferrari und Rainer Mies begeisterten im vollbesetzten DLR

Beeindruckend, überzeugend, dramatisch und doch voller Wortwitz der Vortrag, überzeugend, bezaubernd und voller Emotionen die musikalische Begleitung: das war das Echo der fast 80 Besucher des Jacques Brel-Abends der Deutsch-Französischen Gesellschaft im Veranstaltungsraum des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Westerwald/Osteifel (DLR)  am 22. April dieses Jahres.

Rita Krock, die stellvertretende Vorsitzende der DFG Montabaur, begrüßte die zahlreichen Gäste, die Referentin Suzanne Bohn, den Montabaurer Musiker Rainer Mies und ganz besonders Jacques Ferrari, Gesang und Gitarre, der eigens für diesen Abend mit seiner Gattin aus Montabaurs Partnerstadt Tonnerre angereist war.

Nach einer kurzen Stärkung mit Gebäck, leckeren Dipps und - in Anlehnung an Brels belgische Wurzeln - belgischem Bier begann der Vortrag.

Sie sei quasi mit Brel aufgewachsen, begann Suzanne Bohn, französische Kulturjournalistin und Conférencière. So war denn auch ihr Vortrag voller Erinnerungen und Emotionen, immer wieder untermalt und verstärkt durch die großartigen musikalischen Einlagen von Rainer Mies und Jacques Ferrari.

Viele dem gespannt lauschenden Publikum bis dato unbekannte Seiten des Flamen Brel, der sich wie ein Franzose fühlte, zeigte Bohn auf.
Zusammen mit Georges Brassens und Louis Ferre erfand er „La chanson à texte“, das Chanson mit anspruchsvollen Texten, was dazu führte, dass man sie zu Literaten und Poeten erklärte.

Brels kurzes, exzessives Leben leuchtete Bohn in allen seinen schillernden Facetten aus. Das „Bühnentier Brel“, so die Kulturjournalistin, sei ein Bourgeois gewesen, der Bürgerliche für Schweine hielt, ein Provokateur, der vor Anarchie eine Heidenangst hatte, ein Kirchen-Lästerer, der an den Messias glaubte, ein Kriegserklärer an Flandern und an die Frauen, der sich inbrünstig danach sehnte, von ihnen geliebt zu werden. Er eckte an, provozierte bis hin zur Beleidigung. Und dennoch: „Le plat pays“ („Mein flaches Land“) wurde 1969 zum Lied des Jahrhunderts gewählt. Spätestens da war Brel in der ganzen Welt Aushängeschild der französischen Kultur. 

Der Autor, Komponist und Interpret hinterließ ein Werk von mehreren hundert Liedern, absolvierte jährlich 300 Auftritte – und hatte nur eine Schaffensphase von 13 Jahren. Sechs Jahre davon brauchte er, bis 1959 mit „Quand on n’a que l’amour“ der Durchbruch kam. Dann aber feierte der virtuose Interpret mit seinem breit gefächerten Repertoire Erfolg auf Erfolg. Der Chansonnier erfand eine eigene Sprache: bigottisieren, prozessionieren, friedhöfen, brüssellieren, gestapotisieren oder etwa brüdern.

Mit 45 Jahren zog er sich dann von allem zurück und machte eine Weltreise, um der Hektik, der Geldgier, der Sucht nach Erfolg und Ruhm zu entkommen - mit 49 ist er tot!  Er ruht auf einem Friedhof auf den Marquesas  Inseln Grab an Grab mit dem Maler Paul Gauguin.

Die Konstellation Bohn, Ferrari und Mies hat unmittelbar Funken gesprüht. Ihre Liebe zu und ihre Verbundenheit mit Brel wurden perfekt vermittelt. Alle drei, das gesamte Publikum und der DFG-Vorstand haben sich sehr über diesen gelungenen Auftritt gefreut, der ein absolutes Highlight war. 

Mit dem weltbekannten Chanson „Ne me quitte pas“ und rauschendem Applaus klang ein unvergesslicher Abend voller Erinnerungen, Emotionen, virtuoser Musik und einfühlsamem Gesang aus.