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Informatives aus dem DFG-Journal


In der wunderschönen Ardeche auf den Spuren Jean Ferrats

batch PHOTO 2025 05 01 20 57 27Seit mehr als 40 Jahren kenne und liebe ich die Ardèche. Zuallererst den Fluss, der einer der schönsten Wildwasserflüsse Europas ist und den meine Familie und ich viele Male beim Paddeln, Schwimmen und Wandern genossen haben. Mehr und mehr faszinierte mich die Landschaft, die Berge, die Kastanien, der Ginster, die Heide und der Wind. Und damit komme ich zu Jean Ferrat, der genau diese Elemente in seinem Chanson „La Montagne“ besingt, das seit vielen Jahren quasi die „Nationalhymne“ der Ardèchois ist und auf „meinem“ Campingplatz alljährlich im Hochsommer beim Paella-Essen im großen Kreis gesungen wird – von den Franzosen auswendig!

Genauere Kenntnisse über Jean Ferrat besaß ich bis zur Soirée der DFG Montabaur am 05. April 2025 nicht. Umso mehr begeisterte es mich, dass der Künstler offenbar ein „Seelenverwandter“ war, der die Weltstadt Paris gegen das kleine Dorf Antraigues-sur-Volane im Département Ardèche, ca. 20 km von Aubenas entfernt in den Bergen, eingetauscht hatte und bis zu seinem Lebensende in seiner Wahlheimat geblieben war. Da ohnehin der alljährliche Osterurlaub an der Ardèche kurz bevorstand, war der Plan, dieses Dorf zu besuchen, schnell gefasst. Der Besuch war sehr lohnend! Mitten im Ort auf dem Dorfplatz neben der Kirche mit dem Brunnen, den Platanen und dem „Hôtel La Montagne“ befindet sich das Maison Jean Ferrat, das sehr liebevoll und ausführlich in Leben und Werk Ferrats einführt. Im Eingangsbereich befinden sich umfangreiche Zeittafeln mit Fotos, die Ferrats Leben und seine politische Haltung veranschaulichen. Im ersten Stock können sich die Besucher auf gemütlichen Kino-Sesseln niederlassen und einen Film zu Ferrats Leben anschauen. Interviews mit Zeitgenossen, u.a. mit Jean Saussac, Maître d’Antraigues-sur-Volane 1965-1977, – Jean Ferrat war Mitglied im Gemeinderat – zeigen einen empathischen, großzügigen, zugewandten, leidenschaftlich für humane Belange engagierten Menschen, der sich besonders für notleidende Kinder in aller Welt einsetzte. Gleichzeitig war er sehr nahbar und bei seinen Mitbürgern sehr beliebt. Der Zuschauer sieht ihn in seinem Alltag in Antraigues, beim Holzhacken, unter den Maronenbäumen, bei den Ziegen, auf den Felsbrocken am kleinen Fluss Volane, beim Dorffest, im Gespräch mit Freunden. Besonders eindrucksvoll empfand ich auch das (einzige?) gemeinsame Lied mit seiner ersten Ehefrau Christine Sèvres. Über eine kleine Wendeltreppe gelangt man auf eine Galerie mit sehenswerten Bildern und den Original-Möbeln aus Ferrats Arbeitszimmer. 

Im Shop, der auch in diesem kleinen – übrigens sehr gut besuchten – Museum nicht fehlt, kann man sich u.a. mit Ferrat-CDs eindecken. Unter den Chansons, in denen Ferrat die Natur besingt, beeindruckte mich nicht zuletzt das Lied „Restera t’il un chant d’oiseau?“ von 1962, das man rückblickend als visionär bezeichnen kann, ebenso wie „La Montagne“ von 1964, lt. Lucien Rioux vom Nouvel Observateur das erste ökologische französische Chanson. Bestätigt in meiner anhaltenden Ardèche-Begeisterung spricht mir das folgende Zitat von Jean Ferrat vom November 1964 aus dem Herzen: „Je n’avais jamais été dans un pays qui m‘avait frappé autant par sa beauté, son calme et par sa population.“

Monika Hummelt-Wittke

 

(Weitere Fotos auf diser Website unter Blick zurück > Galerie)

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